- DIE AUSSTELLUNG
Torino Stop
29/10/2024 – 12/01/2025
Der Fiat 127 Camaleonte steht im Mittelpunkt der Ausstellung von Cristian Chironi, die bis zum 12. Januar 2025 zu sehen ist.
Das künstlerische Projekt von Cristian Chironi dreht sich ganz um einen Fiat 127 Special. Das Fahrzeug wurde Camaleonte (Chamäleon) getauft, weil die Karosseriefarbe sich dem Ort, an dem es steht, anpasst. Die individuelle Farbgestaltung ist von den Farbkombinationen in den Häusern des Architekten Le Corbusier inspiriert, in denen der Künstler im Rahmen des Projekts „My house is a Le Corbusier“ lebt und arbeitet. Im Project Room des MAUTO sind neben dem Auto Werke in verschiedenen Ausdruckssprachen und Kunstformen – Fotos und Collagen, Skulpturen und Videoinstallationen – sowie Elemente aus den verschiedenen vorherigen Stationen der Wanderausstellung zu sehen.
Cristian Chironi ist mit dem Camaleonte um die halbe Welt gefahren, von New York bis Marseille, und zwar in insgesamt siebzehn Versionen des FIAT 127 Special – bis heute. Das von Pio Manzù entworfene Modell wurde ab 1971 von Fiat in Turin hergestellt und ist zu einem Symbol in aller Welt geworden. Manzù konnte die Vollendung seiner Arbeit nicht mehr erleben, denn er starb bei einem Verkehrsunfall – ausgerechnet als er für die offizielle Präsentation des Entwurfsmodells auf dem Weg nach Turin war. Auch Le Corbusier war mit der Stadt Turin verbunden und besuchte sie drei Mal: 1902 zur Weltausstellung in der Promotrice delle Belle Arti, 1934 für eine Besichtigung des Lingotto in einem Fiat Balilla und 1961, als er eine Konferenz zum Thema des idealen Museums beim Kongress des internationalen Museumsrats ICOM hielt.
Die Entscheidung, dieses Auto zu verwenden, hat sowohl mit Chironis Heimatdorf – Orani auf Sardinien – als auch mit einer Anekdote über Costantino Nivola zu tun, den international berühmten Künstler und Bildhauer sowie Freund und Mitarbeiter von Le Corbusier. Chironi und Nivola stammen nämlich aus dem gleichen Dorf. Beide zogen, wenn auch zu verschiedenen Zeiten, aus Orani fort und kehrten erst nach vielen Begegnungen in der Welt zurück, die ihre jeweilige Sicht auf das Thema Wohnen veränderten.
Das Projekt hat seine Wurzeln in einer Geschichte, die Chironi von Daniele, dem Neffen von Costantino Nivola und dem eigentlichen „Inspirator“ des Projekts, erfuhr. In den frühen achtziger Jahren schrieb der schon kranke Costantino Nivola aus New York an seinen Neffen Daniele und bat ihn, all seine persönlichen Dinge aus der Wohnung in der Toskana in sein Heimatdorf Orani zu bringen.
- PERFORMANCE
Torino Drive
Anlässlich der Ausstellung wird der Fiat Camaleonte auch zum Hauptdarsteller einer Performance auf den Turiner Straßen. Der Künstler lädt das Publikum ein, für eine kurze Fahrt – 30 Minuten – ins Auto zu steigen, um in dieser Zeit über Themen wie Migration, Erinnerung, Hausbau, Gastfreundschaft, den Sinn eines Ortes sowie über Mobilität in Beziehung zur wirtschaftlichen Stabilität und zur Weltpolitik nachzudenken. Torino Drive ist eine gemeinsame Erfahrung, die mit der Umgebung verbunden ist und den Wageninnenraum in einen Dialograum verwandelt.
Viele Jahre nach der Rückfahrt von Nivola im 127 nach Orani verwendet Chironi das gleiche Modell für einen künstlerischen und performativen Akt, eine Reise mit Abfahrt und Ankunft, mit Generationenvergleichen, Begegnungen und imaginären Visionen, die durch die Autoscheibe registriert werden. Jede Performance ist für drei Mitfahrende bestimmt, die sich zu Chironi und den verschiedenen Fahrern gesellen. Jeder Fahrgast wird in ein Gespräch verwickelt, das den eingeschlagenen Weg erhellt.
Dabei sind im Innenraum unveröffentlichte Klangkompositionen zu hören, die in Zusammenarbeit mit am Projekt beteiligten Musikern und Sound Designern entstehen: Francesco Brasini, Alessandro Bosetti, Massimo Carozzi, Daniela Cattivelli, dem Chor von Radio France, Paolo Fresu, Gavino Murgia, Stefano Pilia, Francesco Serra, Henrik Svedlund, Pietro Russino, Dominique Vaccaro, Sophie Vitelli..
DATEN und UHRZEIT DER PERFORMANCE
Donnerstag 31. Oktober, Freitag 1. November, Samstag 2. November und Sonntag 3. November
10:30>11:00 / 11:30 > 12.00 / 12:30>13:00 / 15:30>16:00 / 16:30>17.00 / 17:30>18:00
Start am Museo Nazionale dell’Automobile
Vorbestellungen: https://ticket.museoauto.com/eventi/torino-drive/
- JENSEITS DER AUSSTELLUNG
Luci d'artista - Supercar
Bei Cristian Chironi hat das Museo Nazionale dell’Automobile außerdem ein neues Kunstwerk für die Reihe Luci d’Artista in Auftrag gegeben, das in die öffentliche Sammlung der Stadt Turin aufgenommen wird.
Supercar ist der Titel dieser neuen Lichtinstallation, die Beleuchtung, Architektur, Auto, Science Fiction, Customisierung, Bewegung und kollektive Vorstellungswelt vereint..
Der Künstler hat das Werk für die Fassade des Museumsgebäudes am Corso Unità d‘Italia entworfen, die er sich wie die Front eines Autos vorstellt: In den Fenstern zur Eingangsterrasse befindet sich ein Lichtscanner, der sich auf einer horizontalen Linie bewegt und damit die Architektur für einen räumlich-zeitlichen Kontext öffnet. Cristian Chironi arbeitet so mit den Leuchtzeichen, dass sie das Museumsgebäude in ein Konzept verwandeln, das Ergebnis aus einem Dialog – seit jeher zentral in seiner künstlerischen Recherche – zwischen Realität und Fiktion, Erinnerung und Gegenwart, Vergangenheit und Heute.
Das Werk lässt mit seinen verschiedenen Interpretationsebenen und ausdrücklichen Verweisen auf die Volkskultur und das kollektive Gedächtnis Raum für die Beziehung zu dem moderneren Begriff „Supercar“: im Sinne eines Automobile sapiens, das mit dem Benutzer und dem Kontext interagieren kann, indem es Informationen auswertet, erlernt und eigenständig nach Modalitäten und Kriterien agiert, die denen des Menschen ähneln.
- PROJEKTE UND VERANSTALTUNGEN
Public Program
Im Rahmenprogramm zur Ausstellung – der größten und umfassendsten, die ihm je gewidmet wurde – werden fünf Gesprächs- und Diskussionsveranstaltungen organisiert: Rennfahrer, Journalisten, Planer, Sachverständige und Freunde, die engen Vertrauten und die ewigen Rivalen zeichnen gemeinsam ein vollständiges Porträt des unvergessenen Champions. |
Viele persönliche Berichte von Menschen, die ihn kannten und seine atemberaubende Karriere in verschiedener Weise beeinflussten. |
Das Public Program ergänzt das kulturelle Angebot des MAUTO und regt Überlegungen zum Thema Auto und Mobilität an. Das Programm nutzt verschiedene Ausdrucksformen und interdisziplinäre Ansätze, um eine zeitgemäße, transmediale Reflexion anzuregen.
GESCHICHTEN, VISIONEN, KLÄNGE. Das Veranstaltungsprogramm umfasst Gespräche, Buchvorstellungen, Filmaufführungen, Konzert- und Performance-Events im Wechsel: Die Geschichten beziehen Kunst, Design, Literatur und Aktuelles ein, visuelle Streifzüge reichen vom Autorenfilm über Künstlervideos bis zu Dokumentarfilmen, die Klangerlebnisse mit Autoren und Interpreten, Ensembles und Solisten bewegen sich zwischen allen musikalischen Genres.
Einige der Veranstaltungen im Programm – alle kostenlos und mit Voranmeldung – gehen von den Themen aus, die in den Sonderausstellungen und der Forschungsarbeit im Restaurierungs- und im Dokumentationszentrum im Mittelpunkt stehen.